BMEL-Tierschutzpreis: 13 neue Preisträger ausgezeichnet
Warendorf (fn-press). Nach der Premiere im vergangenen Jahr vergab das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) bei den DKB-Bundeschampionaten bereits zum zweiten Mal einen Tierschutzpreis. Prämiert wurden Reiter für den besonders pferdefreundlichen Umgang sowie das besonders pferdegerechte Reiten während der Veranstaltung. Der BMEL-Tierschutzpreis ist ein Sonderehrenpreis, der im Rahmen der Finalprüfungen vergeben wurde.
Folgende Reiter wurden ausgezeichnet:
• Kendra Claricia Brinkop, sechsjährige Springpferde
• Sophie Dupree, sechsjährige Dressurponys
• Anja Engelbart, fünfjährige Dressurpferde
• Sönke Fallenberg, sechsjährige Springponys
• Lukas Fischer, vierjährige Reitpferde
• Herrmann Gerdes, dreijährige Reitpferde
• Amke Gröttrup, Vielseitigkeitspferde
• Konstantin Harting, Vielseitigkeitsponys
• Wibke Hartmann-Stommel, dreijährige Reitponys
• Janne Kleinbuntemeyer, fünfjährige Springponys
• Carola Koppelmann, sechsjährige Dressurpferde
• Maike Mende, vierjährige Reitponys und fünfjährige Dressurponys
• Pauline Wenning, fünfjährige Springpferde
Mit dem Preis soll zum einen der Fokus auf die besonders positiven Beispiele auf den Vorbereitungsplätzen gerichtet werden. Zum anderen soll auf einen pferdegerechteren Umgang mit Pferden in Freizeit und Sport hingewirkt werden. „Die Richtlinien der FN und das Regelwerk basieren auf dem Tierschutzgedanken. Mit dem Preis wollen wir die Umsetzung in der Praxis verbessern“, erklärt Dr. Christiane Müller, Mitglied im Präsidium der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) und im FN-Fachbeirat Tierschutz.
Seit Mittwoch schon hatten Richter und Stewards daher ihre Eindrücke von den Vorbereitungsplätzen notiert. Ab Samstag waren dann die jeweiligen Jurys, zusammengesetzt aus einem vom FN-Fachbeirat Tierschutz benannten Vertreter, dem jeweiligen Richter oder Steward des Vorbereitungsplatzes und einem FN-/DOKR-Offiziellen, auf den verschiedenen Plätzen unterwegs, um das Geschehen zu beobachten. Bewertungskriterien waren der Umgang des Reiters mit dem Pferd, das Verhalten des Pferdes auf dem Vorbereitungsplatz sowie bei Pferdekontrollen, der Umgang mit dem Pferd in kritischen Situationen, die Vorbereitung des Pferdes gemäß „FN-Kriterienkatalog Vorbereitungsplatz“ sowie die An- und Verwendung von Ausrüstung auf dem Vorbereitungsplatz.
„Pferdegerechter Umgang bedeutet, dass man dem Pferd, seiner Natur und Wahrnehmung gerecht wird. In der Theorie wird immer von der besonderen Harmonie zwischen Pferd und Reiter geredet, wir möchten diese Harmonie auch sehen. Dazu gehört, dass sich der Reiter seinem vierbeinigen Partner gegenüber nicht nur richtlinienkonform verhält, sondern auch dem Alter der jungen Pferde auf den DKB-Bundeschampionaten entsprechend. Es sollte eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Pferd und Mensch bestehen, die natürlich auch eine gewisse Konsequenz einschließt, aber in der sich das Tier auf seinen Reiter verlassen kann“, erläutert Dr. Christiane Müller die Bewertungskriterien. Für den Tierschutzpreis seien insbesondere die Vor- und Nachbereitung des Pferdes auf die Prüfung begutachtet worden: „Gerade junge Pferde, für einige ist es das erste richtig große Turnier, betreten oft angespannt die Vorbereitungsplätze. Hier ist es schön zu sehen, wenn der Reiter – trotz der vorhandenen eigenen Anspannung aufgrund der Prüfungssituation – positiv auf das Pferd einwirkt, ihm versucht Sicherheit zu geben, die Hand vorgibt, also nachgibt und seine Stimme beruhigend einsetzt. Unangenehm wäre es, wenn er durch zu enge Zügel noch mehr Spannungen beim Pferd verursacht.“
Auch die korrekte Verschnallung des Zaumzeugs war für den Tierschutzpreis relevant: „In der LPO ist eindeutig festgelegt, dass zwei Finger zwischen dem Nasenrücken des Pferdes und dem Reithalfter Platz finden müssen“, erinnert Dr. Müller. Ein weiterer Kritikpunkt sind Pferde mit immer gleich monotoner Lippenbewegung und -anspannung. Dies sei Hinweis auf größere vorhandene Spannungen im Pferdekörper und habe mit dem Ziel eines gelassenen Pferdes wenig gemein. Ob sich ein Pferd entspannt, sei besonders gut am hingegebenen, langen Zügel zu sehen.
Die Gewinner nehmen den BMEL-Tierschutzpreis 2015 stellvertretend für die vielen Reiter, Pfleger, Besitzer und Züchter entgegen, die Tag für Tag vorbildlich und pferdefreundlich mit dem Partner Pferd umgehen. Wenngleich alle Träger des diesjährigen Tierschutzpreises als positive Beispiele gelten, hob Dr. Christiane Müller einen noch einmal besonders hervor: den erst 13-jährigen Konstantin Harting (Königswinter). Er habe gleich zwei Ponys im Finale der Vielseitigkeitsponys gehabt und sich trotzdem die Zeit genommen, auf beide Tiere individuell einzugehen, sie vor- und insbesondere auch nachzubereiten, das bedeute, sie im Anschluss an die Prüfung im Schritt abzureiten, sie verschnaufen zu lassen und nicht direkt anderen Personen zu übergeben.
Gleich zwei Tierschutzpreise, bestehend aus einer Schleife, einer Urkunde und einer Paradedecke, konnte sich Maike Mende sichern, die bereits im vergangenen Jahr einen Tierschutzpreis bekam. Sie ist auch Protagonistin in einem Film von Clipmyhorse über den BMEL-Tierschutzpreis. Der komplette Film ist im Youtube-Kanal der FN unter www.youtube.com/fnpferdesport abzurufen. hoh
Zum Tierschutzpreis gibt es einen offenen Brief der Tierärztin Dr. Kirsten Tönnies, in dem sie sich zu Vorkommnissen auf den DKB-Bundeschampionaten äußert. Die Deutsche Reiterliche Vereinigung hat diesen Brief erhalten und zur Kenntnis genommen. Dr. Tönnies war als Mitglied der Jury, die für die Vergabe des BMEL-Tierschutzpreises auf den DKB-Bundeschampionaten verantwortlich war, vor Ort. „Die Aussagen und Vorwürfe von Frau Dr. Tönnies nehmen wir natürlich ernst und überprüfen sie selbstverständlich genau, um eine Stellungnahme abgeben zu können“, erklärte FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach.
