20.06.2017

Die Putz-Stereotypen

Es gibt so viele unterschiedlichen Pferde und vor allem so viele unterschiedlichen Reiter. Eigentlich haben wir alle das gleiche Hobby, aber wenn man uns Reiter genauer betrachtet, irgendwie auch nicht. Die Witze über nicht springende Dressurreiter, den schlechten Sitz der Springreiter und die Verrücktheit der Buschreiter hängen uns schon zu den Ohren raus, aber trotzdem halten sie sich hartnäckig. Der Spruch ‚Was ruft ein Dressurreiter, wenn in der Halle ein Strohhalm liegt? – Sprung frei!‘ wird auch noch nach dem zehnten Mal fleißig geliked und geteilt. Das, was wir aber alle gemeinsam haben, sind die Pferde (die neue Disziplin des Steckenpferdreitens lasse ich hier mal außer Acht). Die haben immer vier Beine, viel Hunger und öfters einen eigenen Kopf und vor allem sind alle Pferde irgendwann auch mal dreckig...

Es wird ja gerätselt, ob Pferde vielleicht einfach einen sehr stark ausgeprägten Tarninstinkt haben und sich deshalb immer im Dreck wälzen. Ist das Pferd aber erst mal so richtig dreckig, wird es geputzt – sollte man jedenfalls meinen.  Wie es auch unterschiedliche Reiter und Pferde gibt, so gibt es auch unterschiedlichen Putz-Stereotypen. Mit was ein Putzkasten bestückt sein sollte, haben wir Reiter im besten Fall schon in der Ponyreitschule gelernt und wie man welches Putzzeug korrekt verwendet eigentlich auch. ‚Eigentlich‘ – das kleine Wörtchen, das sich durch so viele Blogbeiträge zieht…

Die Perfektionistin: Dieser Putztyp plant jeden Tag gut und gerne immer vier Stunden für den Stall ein. Die Box wird nicht nur gemistet, sondern auch ganz ordentlich ausgefegt. Die Tränke wird jeden Tag geschrubbt und auch die Weide abgeäppelt. Das Futter wird mit so einer Sorgfalt zusammengestellt, dass man nicht mehr genau weiß, ob man sich im Pferdestall befindet oder in einem Labor. Und wenn es dann ans Putzen geht, werden die zwei Putzboxen aus dem Schrank geholt und das Pferd mit drei verschiedenen Kardätschen, zwei Mähnenbürsten, einem Metall-, einem Gummi- und einem Plastikstriegel, ganz viel Fellglanzspray, Huföl, Huffett und Huflack sowie zwei verschiedenen Lammfellhandschuhen auf Hochglanz poliert. Nicht zu vergessen die verschiedenen Feuchttücher für Nase, Nüstern, Augen, Ohren und… Zum Schluss stellt die Perfektionistin fest, dass sie auch eigentlich gar keine Zeit mehr zum Reiten hat und stellt ihr Pferd in die Box. Morgen ist ja auch noch ein Tag…

Die Optimistin: Sie sucht ihr Pferd jeden Tag mindestens eine halbe Stunde auf der Weide oder auf dem Paddock. Irgendwann fliegt seine Tarnung im Matsch aber doch auf und der Besitzer erkennt, dass es sich nicht um ein Erdferkel, sondern um sein Pferd handelt. Manchmal kommt es auch zur Verwechslungsgefahr mit anderen Pferden, weil sie nach einem Gewitter und einem Tag auf dem Paddock meist alle dieselbe grau-braune Fellfarbe haben. Ist das Pferd aber erst mal gefunden, macht sich die Optimistin an die Arbeit und versucht die fingerdicke Matschkruste runter zu bekommen. Sämtliche Stallmitglieder raten ihr zum Wasserschlauch, aber sie will es so schaffen. Schlussendlich befinden sich zwei Kilogramm Schmutz und Haare auf ihrem Fleecepulli – das Pferd ist nach wie vor dreckig.

Die Schnelle: Sie ist Meisterin im Pferde-schnell-fertig-machen. Habt ihr euch um 10 Uhr zum Ausreiten verabredet, kommt die Schnelle zwar erst um 5 vor 10 im Stall an, sitzt letztlich aber doch vor euch auf dem Pferd. Ihr Motto? Sattellage und Kopf reichen völlig aus! Nur kurz überbürsten und ab. Sie stört der Dreck nicht - gehört ja schließlich zu einem Pferd.

Der Verrückte: Dieser Putz-Stereotyp wollte schon immer einen Schimmel haben und hat sich trotz der Warnungen auch tatsächlich einen zugelegt. Von dem Moment an, stellt er diese Entscheidung aber jeden Tag erneut in Frage. Vor den anderen Stallmitgliedern wird natürlich weiterhin steif und fest behauptet, mit der Fellfarbe absolut glücklich zu sein - außer im Winter, vor dem Reitunterricht, vor dem Foto-Shooting, Vor dem Turnier oder im Sommer...

Eure Lorella