29.01.2015

Neues von der "FReitZeitReiterin"

Es gibt viele Reiter und viele Pferde - wie jeder so tickt, ist eine ganz individuelle Sache. Unsere "FReitZeitReiterin" hat sich zur reiterlichen Umwelt mal so ihre Gedanken gemacht.

Von alten Hausmitteln und Pferdeflüsterern

Es ist einige Jahre her, mein Pferd war gerade einmal eineinhalb Jahre alt und litt unter einer akuten Sehnenentzündung – diagnostiziert per Ultraschall vom Tierarzt. Stoßwelle und Entzündungshemmer wurden verschrieben, doch ich dachte mir: Irgendwas muss man doch zusätzlich tun können, um die Heilung zu beschleunigen. Die Internetrecherche ergab, dass Kohlwickel Wunder bewirken sollen. Also: Ab in den Supermarkt, einen schönen großen Weißkohlkopf gekauft und mit dem Nudelholz in den Stall. Damit sollte der Kohl nämlich plattgewalzt werden, bevor er ans Pferdebein kommt - sodass der Saft austritt. Unter den amüsierten Blicken meiner Stallkollegen legte ich sorgsam geschichtet Kohlblätter um die Vorderbeine meiner Stute, mit Bandagen fixiert, fertig! Die Prozedur wiederholte ich alle paar Tage. Zwei Monate später war sie wieder fit – ob nun dank Kohl oder nicht? Wer kann das schon so genau sagen!

Ein Jahr später traf ich den amerikanischen „Pferdeflüsterer“ Monty Roberts für ein Interview. Wir plauderten über Gott und die Welt und er erzählte mir von einem Rennstall, für den er in jungen Jahren tätig gewesen war. „Die Pferde waren so erfolgreich, dass alle umliegenden Ställe sich fragten, was wohl das Geheimnis des Stallbesitzers war“, sagte er. „Irgendwann setzte er das Gerücht in die Welt, dass seine Pferde so schnell und so fit seien, weil er ihre Beine mit Kohl einwickelte. Die anderen Trainer glaubten es und plötzlich schworen alle Rennställe in der Umgebung auf Kohl.“ Roberts grinste, ich blickte ihn ungläubig an: War der Kohlwickel also nur ein Ammenmärchen, das vor fast fünf Jahrzehnten von einem erfolgreichen amerikanischen Renntrainer in die Welt gesetzt worden war? Kleinlaut gab ich zu, dass ich das gleiche bei meinem Pferd ausprobiert hatte und ich mir sicher war, dass es geholfen hat. „Im Ernst?!“, fragte er ungläubig. „Hat das Gerücht es tatsächlich bis nach Deutschland geschafft?“ Und ich schämte mich, dass ich auf das Ammenmärchen reingefallen war.

Anlass genug, der Sache noch einmal auf den Grund zu gehen. Tatsächlich kursieren in vielen Internetforen noch immer Ratschläge zum Thema Kohlwickel. Die User glauben zu wissen, dass der Kohl kühlend wirkt und damit auch bei Schwellungen Linderung bringen kann. Soweit plausibel. Aber zieht er tatsächlich auch die Entzündung aus dem Gewebe?
Bei intensiverer Recherche werde ich tatsächlich fündig: Kohlwickel sind ein altes Volksheilmittel, seit vielen Jahrhunderten zur Schmerzlinderung genutzt. So schworen die alten Römer auf das Gemüse und nutzten es sowohl als kühlenden Umschlag als auch zur Wundheilung. Und auch heute noch wird es von Therapeuten beispielsweise bei der Behandlung von Arthrose beim Menschen empfohlen.

Ich bin erleichtert. Ganz falsch war die Therapie für mein Pferd also nicht. Und wer weiß, vielleicht hat sie damals - Gerücht hin oder her - auch so manchem Rennpferd dabei geholfen, seine strapazierten Beine zu regenerieren.
 

Bis bald

Eure FReitZeitreiterin