17.07.2017

Hauptsache billig

Besonders wir Reiter legen irgendwie immer super großen Wert auf Qualität – im Gegenzug sollte das Objekt der Begierde aber bitte spottbillig sein und möglichst ein Leben lang halten. Egal, wie viel Pech wir Reiter auch mit solchen billigen Produkten haben, irgendwie ziehen sie uns doch magisch an. Auf jeden Fall lernen wir ja auch daraus – zumindest bis die nächste Messe ansteht:

Dann drängen sich sämtliche Wendymädchen um einen Stand mit reduzierte B-Ware: Schabracken, Bandagen, Socken und sogar Trensen für unter 30 Euro mit Glitzi-Stirnriemen. Dass dann mit der Lederqualität irgendetwas nicht stimmen kann liegt nahe, wird aber schlichtweg ignoriert. Im Reitschrank zu Hause gesellt sich so eben auch noch eine zehnte Trense hinzu. Wäre ja auch langweilig auf Messe zu fahren und dann am nächsten Tag das Pferd nicht wenigstens mal mit einer neuen Trense fotografieren zu können. Total öde und bringt vor allem nicht mal viele Likes. Skandalös! Dass die dann aber zu Hause und nach ausgeschlafenem Kaufrausch gar nicht mehr so toll ist, stellt man irgendwie immer erst hinterher fest. Dazu ist das Leder total hart und hat bereits Risse. Nach dem erstmaligen Anpassen – was schon ein Kampf für sich war, denn sämtliche Schnallen ließen sich nicht öffnen und das Pferd hatte von dem Rumgezerre die Nase voll – stellt sich heraus, dass die sitzt wie eine Karre Mist und das Pferd sich nur dagegen wehrt. Also ab mit dem Ding in den Schrank zu den anderen.

Schnell mal im Internet nach neuen Gamaschen suchen. Am liebsten für vorne und hinten. Eigentlich braucht man gar keine Gamaschen, aber ein paar neue wären ja schon ganz cool. Und vielleicht auch noch in einer trendigen Farbe. Da kostet dann ein Komplettpaket zum regulären Preis 14,95 Euro. Was nicht bedacht wurde: Der Versand aus Pakistan und die Zollgebühren sind ganz schön teuer. Wenn die Gamaschen dann endlich eintreffen, sind die irgendwie unterschiedlich groß und die Farbe sieht merkwürdigerweise auch gar nicht so aus, wie auf dem schicken Verkaufsfoto. Naja, Hauptsache sie erfüllen ihren Zweck. Tun sie aber leider nicht, sondern rutschen nach zehn Metern im Trab bereits in die Fesselbeuge und das Pferd läuft wie ein Storch im Salat.

Besonders enttäuschend ist der Kauf eines neuen Glitzi-Stirnriemens. Auf dem Ständer funkelt der ja immer so schön in den wildesten Farben. Dass der LED Strahler genau auf den Ständer gerichtet ist, merkt niemand. Ist auch egal. Der Ständer befindet sich nämlich in einer Glasvitrine und das kann nur eines bedeuten: Der ist super teuer, super schick, super trendy und vor allem super toll! Dann der Blick aufs Preisschild: Der ist gar nicht super teuer, sondern eigentlich super günstig. Also werden gleich zwei davon mitgenommen. Sobald das LED Licht weg ist, glitzern die leider gar nicht mehr so schön und nach dem dritten Tragen fehlen auch schon zwei Steine und nach vier Wochen glitzern die nicht mal mehr in der Sonne, weil die Fassung irgendwie grün angelaufen ist und auf den Steinen irgendein Dreck sitzt, den man nicht mal mit einer Zahnbürste runter kriegt. Naja, eigentlich schon, aber dann fällt der ganze Stein gleich mit aus.

Wenn man sich das jetzt mal zusammen rechnet, hätte man von dem Geld gleich irgendwas Besseres kaufen können. Das hätte vor allem auch noch bis jetzt gehalten und wenn nicht, dann hätte es wenigstens noch vernünftige Garantie gegeben, aber…Oh, guck mal! Da hinten ist ´ne Grabbelkiste.

Eure Lorella