20.11.2013

Der doppelte Fuchs

Dieser Blog ist für Pferdebesitzer gedacht, und solche, die es noch werden wollen. Es gibt 1000 gute Gründe, sich ein Pferd anzuschaffen, allerdings darf dabei nie vergessen werden: Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.

Fortsetzung vom 13.11.2013

Ich war also im siebten Himmel: Endlich hatte ich wieder ein Pferd, wenn auch nur als Reitpartnerschaft. Die Stute war jung und unerfahren, aber herzensgut: Innerhalb kürzester Zeit wurde ich freudig begrüßt, wenn ich in den Stall kam – wem geht da nicht das Herz auf? Natürlich blieb bei all der Freude immer ein Hintergedanke: Was, wenn sie verkauft wird? Das wollte und konnte ich mir nicht vorstellen, also begann ich still und heimlich zu rechnen… Vielleicht wäre es jetzt endlich möglich, dass ich mir mein eigenes Pferd kaufe, meine eigene kleine Fuchsstute?

Während ich noch hin- und hergerissen war, schließlich stellt ein eigenes Pferd nicht nur finanziell eine große Verantwortung dar, entwickelte sich mein Füchschen immer besser. Nach einem halben Jahr, wir konnten endlich gesittet galoppieren (davor war es eher ein Davonstürmen), sie ließ sich mit feinen Hilfen führen und wir begannen mit den ersten Seitengängen, kam von unserer Reitlehrerin plötzlich die Aussage: „Schade, dass Du sie nicht auf einem Turnier vorstellen kannst.“ Ich sah sie mit großen Augen an: „Wieso denn nicht?“, wollte ich wissen. „Na die ist doch tragend!“, entgegnete die Reitlehrerin. „Wusstest Du das etwa nicht?!“ Nein, das wusste ich nicht! Sicher hatte ich mich gewundert, wie es kam, dass der Bauch der zierlichen Stute zugegebenermaßen etwas runder geworden war, als zuvor noch, hatte es aber aufs gute Winter-Heu geschoben.

Dem war nicht so: Meine Süße erwartete ein Fohlen – und zwar schon in vier Monaten! Ich wusste nicht, ob ich mich freuen oder mich ärgern sollte: Klar war die Vorstellung, dass bald ein Fohlen unser Leben bereichern würde, schön, auf der anderen Seite bedeutete das aber auch, dass meine Kaufpläne vorerst auf Eis gelegt waren, was sollte ich mit einer Stute anfangen, die ein Fohlen bei Fuß hatte?!
Doch es half nichts: Wir mussten damit leben und bald wurde aus dem so gut vorangeschrittenen Dressurtraining nur noch leichte Schwangerschaftsgymnastik, schließlich kugelte mein Stütchen bald mehr als dass sie lief.
Klar, dass ich an dem großen Tag dabei sein wollte, täglich war ich im Stall, beobachtete das Euter und meinen Fuchs genau und konnte es kaum erwarten, bis der neue Erdenbürger endlich das Licht der Welt erblickte. Als sie schon einige Tage Harztropfen hatte, beschloss ich, jeden Abend mehrere Stunden im Stall zu verbringen. „Ich denke, heute ist es soweit“, kündigte der Stallbesitzer eines Abends an, als ich um die Ecke bog. Ich machte es mir also neben der Box gemütlich, bei Temperaturen jenseits der 0-Grad-Marke dick eingehüllt, und wartete und wartete…

Meine Stute sah aber keineswegs so aus, als ob es bald soweit sein würde, sie war die Ruhe selbst, knabberte zufrieden an ihrem Heu und legte sich irgendwann hin – um dann einzuschlafen. Bis zum nächsten Morgen tat sich nichts, ich musste los zur Arbeit und dachte mir, naja, dann wird es eben in der nächsten Nacht passieren… Als ich nachmittags wieder in den Stall kam, um nach ihr zu sehen, lag es da, dieses kleine, zarte fuchsfarbene Etwas, noch total erschöpft und friedlich schlummernd. Die kleine Fuchsstute hatte genau eine halbe Stunde, nachdem ich den Stall verlassen hatte, das Licht der Welt erblickt – natürlich, wie hätte es anders sein können. Doch es war egal, ich war verzückt von der kleinen Schönheit, die mir da neugierig auf wackeligen Beinen entgegen getapst kam.
So schnell kann es gehen, da träumt man von einer Fuchsstute und mit einem Mal haben sich klammheimlich gleich zwei in mein Herz geschlichen…

...Fotsetzung folgt...

Bis bald

Eure FReitZeitReiterin